Titel der Ausgabe 
Chilufim 25 (2019)
Weiterer Titel 
Engel und Dämonen in der jüdischen Überlieferung und ihrem Umfeld

Erschienen
Wien 2018: Phoibos-Verlag
Erscheint 
zweimal jährlich
ISBN
978-3-85161-212-7
Anzahl Seiten
235 S.
Preis
Abonnement für 2 Hefte im Jahr € 19,90 (zzgl. Versand); Einzelheft: € 11,00 (zzgl. Versand)

 

Kontakt

Institution
Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte
Land
Austria
c/o
Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg Residenzplatz 1/ Stiege 3 5010 Salzburg Österreich/Austria
Von
Heinz, Margarete

Inhaltsverzeichnis

INHALT

EDITORIAL (S. 1–2)

BILL REBIGER, Engel und Dämonen im rabbinischen Denken und in der jüdischen Magie (S. 3–38)

GERHARD LANGER, Dämonen in talmudischer und persischer Tradition (S. 39–68)

MARLIS GIELEN, SUPERGAU für die Dämonen. Das exorzistische Wirken Jesu von Nazaret im Kontext seiner Verkündigung der endzeitlichen Gottesherrschaft (S. 69–97)

MARIA E. DORNINGER, „Der heilige engel müeze dîn geverte sîn“. Zur Vorstellung von (Schutz-)Engeln und der Präsentation des Engels Rafaël im Buch Tobit und in dessen Rezeption im Drama der Frühen Neuzeit (S. 99–145)

ELKE MORLOK, Henoch – Metatron – Christus? Kabbalistische Engel und ihre christlichen Transformationen (S. 147–182)

BRIGITTE DALINGER, Uriel und Semael, Dibbuk und Golem: Zur Darstellung und Funktion dämonischer Figuren und mystischer Wesen in jüdischen Theatertexten (S. 183–206)

Rezensionen:

Neubert, Marina B.: Kaddisch für Babuschka. 1. Aufl., Berlin 2018 (KARL MÜLLER) (S. 207–211)

Gromova, Alina / Heinert, Felix / Voigt, Sebastian (Hg.): Jewish and Non-Jewish Spaces in the Urban Context. Berlin 2015 (RUTH NATTERMANN) (S. 212–215)

Nicosia, Francis R. (Hg.): Dokumente zur Geschichte des deutschen Zionismus 1933–1941 (Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts 77). Tübingen 2018 (SIMON WALTER) (S. 216–219)

Wertheim, David J. (Hg.): The Jew as Legitimation. Jewish-Gentile Relations Beyond Antisemitism and Philosemitism, Cham (CH) 2017 (GÖRGE K. HASSELHOFF) (S. 219–224)

Abstracts (S. 225–231)

Autorinnen und Autoren / Rezensentinnen und Rezensenten (S. 233–235)

ABSTRACTS

Bill Rebiger: Engel und Dämonen im rabbinischen Denken und in der jüdischen Magie
Der Artikel gibt einen Überblick über einige zentrale Vorstellungen von Engeln und Dämonen in der rabbinischen Literatur ergänzt durch Beispiele aus der spätantiken und mittelalterlichen jüdischen Magie. Vor allem der Babylonische Talmud, die babylonischen Zauberschalen sowie die magischen Fragmente aus der Kairoer Geniza können diese Vorstellungen illustrieren, wobei sich die Einzelbelege nicht zu einem geschlossenen angelologischen und dämonologischen System zusammenfassen lassen, sondern zumeist widersprüchlich und unsystematisch bleiben. Diese Quellen zeigen sowohl eine Zunahme und Differenzierung dieser Vorstellungen im genannten Zeitraum als auch eine generelle Akzeptanz bei Eliten und Laien. Engel und Dämonen sind die notwendigen Mittlerwesen zwischen Mensch und Natur auf der einen Seite und Gott auf der anderen Seite für verschiedenste Deutungs- und Erklärungsversuche dieser Verhältnisse im Allgemeinen und allerlei Unregelmäßigkeiten und Problemen in diesen im Besonderen. Die rabbinische Literatur stellt generell die Überlegenheit des Menschen über die Engel heraus. Die Gefahr des Polytheismus und Götzendienstes ist dem Glauben an Engel und Dämonen inhärent. Gerade die Annahme der Existenz von gefallenen Engeln und Dämonen als einflussreiches und wirkmächtiges Gegenüber zu Gott impliziert faktisch ein dualistisches Weltbild, das zwar häufig, von außen betrachtet, konstatiert werden kann, aber dennoch in der jüdischen Binnensicht der vorgestellten Textbeispiele eher selten theologisch problematisiert wurde.

The article presents a survey on several central concepts of angels and demons in rabbinic literature added by examples from late antique and medieval Jewish magic. First and foremost the Babylonian Talmud, the Babylonian magical bowls as well as the magical fragments from the Cairo Genizah illustrate these concepts. However, this evidence cannot be sum¬marized into a cohesive angelological and demonological system but remains contradicting and nonsystematic. On the one hand, these sources show the rise and differentiation of these concepts in this period and on the other hand the general acceptance by elites and laymen. Angels and demons are intermediaries between man and nature on one side and God on the other necessary for various attempts to interpret and explain these relations in general and all kinds of irregularities and problems in particular. In general, rabbinic literature emphasizes the superiority of man over the angels. The danger of polytheism and idolatry is inherent in the belief in angels and demons. Especially the idea of the existence of fallen angels and demons as a powerful opposition to God implies in fact a dualistic world view stated from the outside but is rather rarely theologically elaborated from the Jewish insider view.

Gerhard Langer: Dämonen in talmudischer und persischer Tradition
Im Kontext des Zoroastrismus spielt der Dualismus zwischen den guten und den bedrohlichen Mächten eine entscheidende Rolle. Hierzu gehört auch die Auseinandersetzung mit Dämonen, die der Welt des Bösen angehören. Auch im Kontext rabbinischer, mittelalterlicher und neuzeitlicher jüdischer Weltsicht ist die Auseinandersetzung mit dämonischen Kräften wesentlich. In den meisten Fällen sind sie bedrohlich, gelegentlich aber auch hilfreich. Amulette, Rituale, ein gewisses sorgsames Verhalten im Umgang mit Körper und Sexualität und vor allem das Torastudium helfen gegen sie. Dämonen bedrohen den Menschen jedoch nicht nur von außen, sie sind als böser Antrieb auch Teil seiner selbst. In dem Beitrag werden einerseits Überblicke über die Bedeutung der Dämonen in persischen und talmudischen Texten gegeben wie auch anhand der Beispiele von Aschmedai und Lilit zwei konkrete dämonische Figuren herausgegriffen und schließlich eine Brücke über die Jahrhunderte bis in die jüngere Zeit geschlagen.

Both in Zoroastrism and in the Jewish tradition demons play an eminent role in the everyday life of a person. They are part of a religious conception in a dualistic world-view. Talmudic texts share the idea of an ongoing struggle between good and evil, which is prominent in Persian texts, in the way, that a man is obliged to fight the evil incarnation/demonic desire and use amulets, rituals, cares for his body and behaves in a right manner. Demons are mostly dangerous but can also be helpful and partners of human beings. The demon Ashmedai e.g. is portrayed as a kind of rabbinic scholar. On the other hand Lilith plays the role of a dangerous female demon, is portrayed as the “first and other” Eve and functions as projection of fears and sexual desires in a Rabbinic world.

Marlis Gielen: SUPERGAU für die Dämonen. Das exorzistische Wirken Jesu von Nazaret im Kontext seiner Verkündigung der endzeitlichen Gottesherrschaft
In seltenem Konsens geht die moderne Jesusforschung davon aus, dass die Erzählungen in den Evangelien über Dämonenaustreibungen einen historischen Haftpunkt im Wirken Jesu von Nazaret besitzen. Der erste Teil des Beitrags fragt anhand exemplarisch ausgewählter Textzeugnisse danach, wie sich in den Schriften der Hebräischen Bibel und des frühen Judentums (und hier vor allem der apokalyptischen Literatur) das Verständnis von Dämonen und ihrem Wirken entwickelt hat. Denn dies ist das Verständnis, dass der Jude Jesus von Nazaret mit seinen jüdischen Zeitgenossen teilt. Der zweite Teil des Beitrags widmet sich dann dem Wirken Jesu selbst. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit darauf, in welcher Beziehung Jesu Dämonenaustreibungen zu seiner Verkündigung der endzeitlichen Königsherrschaft Gottes stehen.
Today most of the New Testament scholars agree that the exorcisms of Jesus, about which we hear from the gospel-tradition, are genuine part of his working. Firstly this article looks by means of some selected texts, how the understanding of demons and demonic working develops in the books of the Hebrew Bible and the writings of Early Judaism (especially apocalyptic literature), because it is this understanding, which is shared by the Jew Jesus of Nazaret and his Jewish contempories. The second part of the article deals with the working of Jesus himself. In this context attention especially is payed to the relationship between the exorcisms of Jesus and his proclamation of the eschatological kingdom of God.

Maria E. Dorninger: „Der heilige engel müeze dîn geverte sîn“. Zur Vorstellung von (Schutz-)Engeln und der Präsentation des Engels Rafaël im Buch Tobit und in dessen Rezeption im Drama der Frühen Neuzeit
Die christliche Vorstellung von einem persönlichen Schutzengel entwickelte sich aus allgemeinen religiösen Vorstellungen von Wesen und Funktion von Engeln. Wesentlich wirkten darauf ein die Beschreibungen von Engeln der jüdischen und christlichen Bibel. Diese wurden systematisiert und erweitert. Gab es Ansätze bereits in der Antike, so war im Mittelalter die Vorstellung von einem persönlichen Schutzengel bereits eine geläufige. Wesentlich dazu trug auch das Buch Tobit bei, in dem ein Engel, Rafaël, in Gottes Auftrag heilend und befreiend wirkt und den Sohn des Titelhelden auf einer Reise begleitet. Die Studie verfolgt diese Entwicklung von einem Schutz der Engel zu einem Schutzengel und fragt innerhalb dieses Kontextes nach Unterschieden in der Konzeption und Funktion des Engels Rafaël im Buch Tobit, im Besonderen im Hinblick auf seine dramatischen Darstellungen in der Zeit von Reformation und Gegenreformation.
The Christian idea of guardian angels developed from religious conceptions of nature and various characters of angels. Descriptions of angels in the Jewish and Christian Bible predominantly influenced these concepts, which were systemised and amplified. Ideas of a personal guardian angel already existed to some extent in antiquity, whereas in Medieval Times the guardian angel can be regarded as a familiar idea. The Book of Tobit, which presents an angel, Rafaël, who heals and delivers, and accompanies the son of the protagonist on his journeys, was significant for this conception of guardian angels. The paper examines the design and development of this idea as well as the differences within the concept of nature and characters of (guardian) angels. Since many dramas are concerned with the Book of Tobit during the time of Reformation and Counter-Reformation, different conceptions of the angel in Early Modern drama are also emphasised.

Elke Morlok: Henoch – Metatron – Christus? Kabbalistische Engel und ihre christlichen Transformationen
Der Beitrag beleuchtet die unterschiedlichen Zugänge der jüdischen Mystik zu Engeln bzw. Engelnamen, deren Funktion im Offenbarungsprozess sowie ihre Adaption in christlich-pietistischen Schriften. Ausgehend von antiken Henoch-Metatron Traditionen entwickelten sich in verschiedenen Schulen in Ashkenaz linguistische Techniken zur Extraktion von Engelnamen aus biblischen Passagen. Die innersten Geheimnisse des biblischen Textes wurden dem Exegeten durch diese offenbart und das transformatorische Potential der Namen wurde auf den Empfänger sowohl der mystischen als auch der sinaitischen Offenbarung übertragen. Engel können dabei in den Status des „Sohnes Gottes“ erhoben werden und die geoffenbarte Tora an den irdischen Bereich übermitteln. Solche komplexen Konzeptionen wurden im 18. Jh. in pietistischen Kreisen in christologische Überlegungen eingebunden (Sommer, Kemper, Calvör) und mit den weiblichen Strukturen der Shekhina im zoharischen Korpus bzw. Mariens verknüpft.

The article sheds light on the different approaches in Jewish mysticism to angels or angelic names, their function in the process of revelation and their adaptation to Christian-pietistic writings. Based on ancient Enoch-Metatron traditions, linguistic techniques for extracting angelic names from biblical passages developed in various schools in Ashkenaz. The innermost secrets of the biblical text were thus revealed to the exegetes, and the transformative potential of the names was transferred to the recipient of both mystical and the Sinaitic revelation. Angels could be elevated to the status of the "Son of God" and transmit the revealed Torah to the earthly realm. In 18th century Pietist circles, such complex conceptions were integrated into in Christological reflections (Sommer, Kemper, Calvör) and related to the female structures of the Shekhina in the Zoharic corpus or Mary.

Brigitte Dalinger: Uriel und Semael, Dibbuk und Golem: Zur Darstellung und Funktion dämonischer Figuren und mystischer Wesen in jüdischen Theatertexten
Die Teufel (bzw. abgefallenen Engel) Uriel Mischief und Semael, sowie die mystischen Wesen Dibbuk und Golem und ihre Darstellung und Funktion in jüdischen Theatertexten wird im vorliegenden Text untersucht. Die Dialoge zwischen Uriel Mischief und Gottes Stimme bzw. zwischen Semael und der Stimme Elohims bilden die Rahmenhandlungen in God, Man, and Devil bzw. in Die Sendung Semaels. Uriel versucht den Thoraschreiber Hershele vom Glauben wegzuführen; Semael muss Gottes Volk durch eine Ritualmordanschuldigung läutern, und benutzt dazu den Knaben Moritz Scharf, der ebenfalls durch Korruption sein Judentum verraten soll. Beide Teufel scheitern, letztendlich sind sie Gottes Diener. Dibbuk und Golem als mystische Wesen finden ab den 1920er Jahren ihren Weg auf die Bühne und in den Film. Durch die Darstellung des Dibbuk als eines Wesens zwischen zwei Welten wird die Suche nach einer modernen jüdischen Identität evident. Der Golem hingegen versinnbildlicht u.a. die Unsicherheit gegenüber dem technischen Fortschritt und der Moderne.

In Jewish dramas like Gordins God, Man, and Devil and Zweigs Die Sendung Semaels the devils Uriel Mischief and Semael have to seduce Jewish men to quit their religion – both fail. An-Skis play The Dibbuk connects a mystical creature – the dibbuk – with a love story, in a Hasidic setting. The dibbuk as a creature who is between two worlds reminded the audience on its own situation between tradition and modern times. The Golem can be seen as a sign of fear and uncertainty against the industrial modern times. Both mystical creatures were very popular in Jewish theatre and films.

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